Pre-Conference-Seminare im Rahmen des DKVF 2012

Am 27.09.2012 richtete das DNVF e.V. im Rahmen des 11. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung und 4. Nationalen Präventionskongress in Dresden seine Preconference-Seminare aus.

Donnerstag, 27.09.2012 von 09:00 - 13:00 Uhr

  • Seminar 1: Medhoden der epidemiologischen Versorgungsforschung
  • Seminar 2: Lebensqualität als Methode und Gegenstand der Versorgungsforschung
  • Seminar 3: Methoden von Registern für die Versorgungsforschung
  • Seminar 4: Methoden gesundheitsökonomischer Evaluationen im Rahmen der Versorgungsforschung, Teil 1
  • Seminar 5: Qualitative Methoden in der Versorgungsforschung – Eine Einführung am Beispiel Leitfadeninterview
  • Seminar 6: Anwendung von Strukturgleichungsmodellen in der Versorgungsforschung

Veranstaltungsort:
Deutsches Hygiene Museum, Dresden

Seminar 1
„Methoden der epidemiologischen Versorgungsforschung“
  • Prof. Dr. Gerd Glaeske, Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen
  • PD Dr. Falk Hoffmann, Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen

Zu den Methoden der Versorgungsforschung gibt es seit langem intensive Diskussionen. Die Versorgungsforschung versteht sich als interdisziplinäres Forschungsfeld und greift auf Theorien und Methoden der beteiligten Disziplinen zurück. Dazu bedarf es keiner speziellen Forschungsmethodik, sondern Versorgungsforschung definiert sich primär über ihre Fragestellungen. Um valide Aussagen zu generieren, müssen solche Studien mittels angemessener Methodik durchgeführt werden: Methodisch schlechte Studien werden nicht dadurch besser, dass sie als Versorgungsforschung „verkauft“ werden. Spezifische Fragen der Versorgungsforschung allerdings können den Zugang zu speziellen Datenkörpern notwendig machen. Hier sind vor allem Routine- sowie Registerdaten zu nennen. Im Rahmen des Seminars sollen zunächst methodische Grundlagen diskutiert werden. Anschließend werden praktische Beispiele sowie mögliche Fallstricke unter besonderer Berücksichtigung von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung behandelt.

Seminar 2
„Lebensqualität als Methode und Gegenstand der Versorgungsforschung“
  • Prof. Dr. Michael Koller, Zentrum für Klinische Studien der Uniklinik Regensburg
  • Susanne Ebrahim, IQWiG - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln
  • PD Dr. Erik Farin-Glattacker,  Abt. Qualitätsmanagement und Sozialmedizin der Uniklinik Freiburg
  • Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Tumorzentrum Regensburg der Uniklinik Regensburg

Lebensqualität (LQ) wird innerhalb der Medizin, Psychologie und anderen Gesundheitswissenschaften als Maß zur Bewertung von Gesundheitszielen (Outcomes) betrachtet, wobei es von entscheidender Bedeutung ist, dass Patienten selbst Auskunft über ihren Zustand geben. Lebensqualität ist ein mehrdimensionales Konstrukt und umfasst die subjektive Befindlichkeit und das Handlungsvermögen im somatischen, im psychischen und im sozialen Bereich. Der interdisziplinäre Ansatz der Versorgungsforschung mit seinem weiten Aufgabenfeld auf der einen, und die Lebensqualitätsforschung mit ihren Modellen und Methoden auf der anderen Seite, bieten ein hervorragendes Potential für Synergien. Die Integration von Lebensqualität in die Versorgungsforschung verspricht, die Diskussion über die Ziele der Gesundheitsversorgung und die Werte in unserem Gesundheitssystem in konstruktiver, kritischer und nachhaltiger Weise zu beeinflussen.
Das Seminar bietet Interessierten eine fundierte Einführung in das Gebiet, mit Referaten zu den Themen Bedeutung und Definition, Methoden der Lebensqualitätsforschung, Fragebogenauswahl, Anwendungsbeispiele, Therapie von LQ-Defiziten, Interpretation und Checklisten für Berichte.

Seminar 3
„Methoden von Registern für die Versorgungsforschung“
  • Prof. Dr. Jürgen Stausberg, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Joachim Kieschke, Epidemiologisches Krebsregister Niedersachsen

Infolge der gestiegenen Anforderungen der Versorgungsforschung haben Register einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren. Neben den seit langer Zeit etablierten epidemiologischen Registern werden zunehmend  klinische Register mit zum Teil variabler Methodik und Zielsetzung entwickelt und betrieben. Das Ziel der DNVF- AG Register besteht darin, Standards für die Erstellung und Bewertung von Registern zu erarbeiten. Zu diesem Zweck wurde von der AG ein Memorandum „Register für die Versorgungsforschung“ verfasst. Die hiermit von der AG erarbeiteten Standards orientieren sich daran, welche wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Qualitätskriterien einem Register zugrunde liegen sollten, was bei der Planung und beim Design eines Registers beachtet werden sollte und welche Strategien sich zur Auswertung eines Registers anbieten.
Zielgruppe des Seminars sind einerseits Personen und Einrichtungen, die sich mit der Konzeption und dem Betrieb von Registern befassen sowie andererseits Wissenschaftler, die beabsichtigen, Daten eines Registers zu nutzen und hierfür eine qualitative Bewertung vornehmen wollen.
Inhaltlich werden in dem Seminar die Ergebnisse des Memorandums anhand folgender Fragen vorgestellt und diskutiert werden: Welche Fragen können mit einem Register bearbeitet werden und welche Chancen liegen darin für die Versorgungsforschung? Welche wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Qualitätskriterien sollten einem Register zugrunde liegen? Was sollte bei der Planung und beim Design eines Registers beachtet werden?
Nach einem Überblick zum Thema Register werden die Fragen an Hand des im Memorandum vorgestellten Registerprotokolls bearbeitet und Lösungsmöglichkeiten entwickelt. Verschiedene Ansätze werden gegenübergestellt und hinsichtlich der jeweiligen Vor- und Nachteile bewertet. Die Umsetzung eines Registers wird beispielhaft an einem etablierten epidemiologischen Krebsregister dargestellt.

Seminar 4
„Methoden gesundheitsökonomischer Evaluationen im Rahmen der Versorgungsforschung, Teil 1“
  • Dr. Anne Prenzler, Hannover
  • Dr. Dirk Müller, IGKE Köln
  • Prof. Dr. Dr. Andrea Icks, Düsseldorf

Gesundheitsökonomische Analysen gewinnen auch in der Versorgungsforschung zunehmend an Bedeutung. Um eine fundierte Diskussion über deren Ergebnisse führen zu können, ist ein Verständnis zentraler Aspekte gesundheitsökonomischer Evaluationen unerlässlich.
Im Rahmen des Methodenseminars Teil 1 werden nach einer kurzen Einführung in die Gesundheitsökonomie die zentralen Begriffe sowie Studienformen der gesundheitsökonomischen Evaluation erläutert. Im Weiteren werden Methoden zur Kalkulation von Kosten sowie zur Ermittlung von Lebensqualität im Rahmen der Versorgungsforschung detailliert diskutiert.
Zu diesem Methodenseminar werden zwei weitere Seminare angeboten: Im Methodenseminar Teil 2 werden ausgewählte gesundheitsökonomische Publikationen, die explizit versorgungswissenschaftliche Analysen zum Gegenstand haben, diskutiert und anhand einer etablierten Checkliste zur Bewertung von gesundheitsökonomischen Analysen systematisch bewertet. Im Methodenseminar Teil 3  werden mehrere gesundheitsökonomische Studien schwerpunktmäßig zu einem methodischen Aspekt bearbeitet. Schwerpunkte werden Qualitätsadjustierte Lebensjahre (QALYs), als Outcomeparameter gesundheitsökonomischer Evaluationen, damit verbundene  Erhebungsmethoden und deren Schwächen und Stärken im Kontext von Studien zu ausgewählten Krankheitsbildern sein. Termine für die Methodenseminare Teil 2 und Teil 3 werden auf www.dnvf.de veröffentlicht.
Ziel der Seminare ist es, den Teilnehmenden fundiertes Wissen über gesundheitsökonomische Evaluationen zu vermitteln und deren Vorteile aufzuzeigen, jedoch gleichzeitig für die Grenzen der Methodik zu sensibilisieren. Sie richten sich an interessierte Personen, die sich näher mit der Gesundheitsökonomie im Rahmen der Versorgungsforschung beschäftigen wollen. Teil 1 richtet sich primär an „Einsteiger“. Teil 2 adressiert besonders Personen, die bereits Kenntnisse in der Gesundheitsökonomie haben und sich explizit mit der Bewertung von gesundheitsökonomischen Studien auseinandersetzen möchten. Der Teil 3 des Seminars richtet sich an Personen, die sich zusätzlich zu den Inhalten des Teils 2 mit ausgewählten methodischen Aspekten auseinandersetzen möchten.

Seminar 5
„Qualitative Methoden in der Versorgungsforschung – Eine Einführung am Beispiel Leitfadeninterview“
  • Dr. Ute Karbach, IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
  • Dr. Maren Stamer, Medizinische Hochschule Hannover, Forschungsbereich Integrative Rehabilitationsforschung im Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung

Im ersten Teil des Seminars wird aus der Vielfalt bestehender Erhebungsmethoden qualitativer Sozialforschung die Methode des Leitfadeninterviews, z.B. des ExpertInneninterviews, herausgegriffen. Erörtert werden Möglichkeiten und Grenzen der Suche nach Interviewpartnern und -partnerinnen sowie ihrer Information über das Forschungsprojekt, Grundlagen der Formulierung von Leitfadenfragen sowie Aspekte der Durchführung, Aufzeichnung und Transkription von teilstrukturierten Interviews.
Im Mittelpunkt des zweiten Teils des Workshops steht die Auswertung von Leitfaden gestützten Interviews am Beispiel der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Neben einer Erörterung theoretischer Grundlagen der Auswertung von Leitfadeninterviews besteht die Möglichkeit gemeinsamer Interpretationsarbeit auf der Basis empirischen Materials, das auch von den Teilnehmer und Teilnehmerinnen eingebracht werden kann. Sowohl im Rahmen der Erörterung von Erhebungs- als auch der Erörterung von Auswertungsprozessen erfolgt eine kontinuierliche Bezugnahme auf ethische Gesichtspunkte qualitativer Sozialforschung.
Das Seminar stellt eine Einführung in qualitative Methoden in der Versorgungsforschung dar und richtet sich an interessierte Teilnehmer und Teilnehmerinnen ohne spezifische Vorerfahrungen im Feld qualitativer Sozialforschung.

Seminar 6
„Anwendung von Strukturgleichungsmodellen in der Versorgungsforschung“
  • Prof. Dr. Markus Wirtz, Institut für Psychologie der Pädagogischen Hochschule Freiburg
  • Prof. Dr. Holger Pfaff, IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln

In dem Seminar wird die Methodik von Strukturgleichungsmodellen (SGM) behandelt und an Anwendungsbeispielen aus der Versorgungsforschung diskutiert. SGM gehören in der Literatur inzwischen zum Analysestandard, wenn (a) Strukturen von Erhebungsinstrumenten (Konfirmatorische Faktorenanalyse, CFA) oder Theoriemodelle auf Basis empirischer Daten geprüft werden. Insofern kommt der Anwendung von SGM in unterschiedlichen Phasen komplexer Studien in der Versorgungsforschung ein besonderer Stellenwert zu. In dem Phasenmodell von Cambell können SGM insbesondere in den Phasen I (Modelling), Phase II (Exploratory trial) und Phase IV (Long term implementation) zur Optimierung der Assessmentbasis und differenzierten Evaluation von postulierten Wirkmodellen (u.a. Moderatoreffekte) eingesetzt werden. Die hohe interne Validität von Cross-lagged-panel-Designs können die notwendigen Wirksamkeitsbelege in Phase III (Definitive randomized control trial) ergänzen. Für alle diese Anwendung besitzen SGM im Vergleich zu klassischen Analyseverfahren methodische Vorteile. In dem Seminar werden sowohl die Merkmale, Anwendung und Gütebeurteilung von SGM dargestellt, als auch der Mehrwert, der sich in Studien der organisationsbezogenen Versorgungsforschung erwarten lässt.
Das Seminar richtet sich an Personen, die in der Versorgungsforschung tätig sind und einen grundlegenden Einblick in die Methodik von SGM erhalten wollen. Das Seminar befähigt die Teilnehmer einzuschätzen, welchen Nutzen SGM für eigene Studien haben können, wann der Einsatz von SGM möglich ist und wie erste Analyseschritte mit der in SPSS verfügbaren Software AMOS umgesetzt werden können. Es werden Grundbegriffe statistischer Methoden (z.B. Korrelationstechniken, lineare Regressionsmodelle), jedoch keine Grundkenntnisse in SGM vorausgesetzt.