Pre-Conference-Seminare im Rahmen des DKVF 2015

Preconference-Seminar 1
Qualitative Versorgungsforschung – eine Einladung zum Entdecken ihrer Grundgedanken und Potenziale
Referent/in:

•Dr. Thorsten Meyer, Medizinische Hochschule Hannover, Professur für Rehabilitationsforschung, Sprecher der AG Qualitative Methoden im DNVF
•Dr. Maren Stamer, Professur für Qualitative Methoden, Alice-Salomon-Hochschule Berlin, Gründungsmitglied der AG Qualitative Methoden im DNVF

Inhalt:
Versorgungsforschung hat sich zum Ziel gesetzt, die Praxis der gesundheitsbezogenen Versorgung zu untersuchen. Diese Praxis ist gekennzeichnet durch die Begegnung von Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, Menschen in unterschiedlichen Rollen, Abhängigkeiten und Kontexten (z.B. Organisationen). Die primär aus der Sozialforschung stammenden qualitativen Forschungsmethoden sind im besonderen Maße geeignet dafür, die Sichtweisen und Haltungen der verschiedenen Akteure und Akteurinnen zu rekonstruieren, Einblicke in die Versorgungspraxis zu schaffen und der Komplexität von Versorgung und Versorgungsentscheidungen zu begegnen. Mit dieser Veranstaltung zielen wir darauf, die Grundgedanken und Potenziale von qualitativer Versorgungsforschung aufzuzeigen, die weit über die Erfassung von Sichtweisen einzelner Beteiligter hinausgehen, und die die Möglichkeit eröffnen, sich z.B. mit der Rekonstruktion von ärztlichen Entscheidungen, der Qualität von interdisziplinärer Zusammenarbeit oder auch Organisationsmerkmalen und -strukturen zu befassen. Anhand von konkreten Beispielen möchten wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einladen, sich mit den verschiedenen Ansatzpunkten und Möglichkeiten qualitativer Versorgungsforschung auseinanderzusetzen. Dazu zählt auch eine Reflexion über die Qualität qualitativer Forschung und damit die Bewertung der Qualität qualitativer Studien.

Preconference-Seminar 2
Einsatz und Betrieb von Registern
Moderation und Einführung:

•Dr. Jürgen Stausberg, Sprecher AG Register des DNVF (Essen)
Referentinnen und Referenten:
•Birga Maier (Berliner Herzinfarktregister e.V., Berlin) à Berliner Herzinfarktregister
•Joachim Kieschke (Offis-Care GmbH, Oldenburg) à Epidemiologische und klinische Krebsregister
•Carsten Klinger (Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V., Berlin) à Register der DGAV/StuDoq

Inhalt:
Infolge der gestiegenen Anforderungen der Versorgungsforschung haben Register einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren. Neben den seit längerem etablierten epidemiologischen Registern werden zunehmend klinische Register mit variabler Methodik und Zielsetzung entwickelt und betrieben. Vor diesem Hintergrund wurde eine DNVF-Arbeitsgruppe „Register“ gegründet, mit dem Ziel, Standards für die Erstellung und Bewertung von Registern zu erarbeiten. Die AG hat 2010 ein Memorandum „Register für die Versorgungsforschung“ verfasst (Müller et al. 2010) und sich bei der Entwicklung eines Kerndatensatzes zur Beschreibung von Registern (Register für Register) beteiligt (Stausberg et al. 2014).
Im Seminar „Einsatz und Betrieb von Registern“ werden Qualitätskriterien von Registern, Aspekte von Planung und Design eines Registers sowie Strategien zur Auswertung eines Registers thematisiert.
Beispiele aus der Praxis von erfolgreich laufenden Registern werden präsentiert und diskutiert. Neben der historischen Entwicklung, den Zielvorgaben und dem aktuellen Stand wird auch immer wieder auf das Memorandum zur Registerforschung und den Kerndatensatz Bezug genommen.
Bei der Präsentation der Register stehen methodische Aspekte im Vordergrund, so u.a. die Trägerstruktur, die Datenerhebung und -sicherheit, Maßnahmen zur Steigerung der Datenqualität, Art und Umfang der Rückmeldungen sowie die Möglichkeit der Datennutzung für interessierte Wissenschaftler. Zudem wird die Rolle der Register im Rahmen der Versorgungsforschung thematisiert und an Beispielen aufgezeigt, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse durch den Einsatz von Registern möglich sind.
Die Referentinnen und Referenten sind seit mehreren Jahren aktiv in der Registerarbeit tätig und werden die spezifischen Probleme und Umsetzungsstrategien aus ihren jeweiligen Bereichen berichten.

Preconference-Seminar 3
Peer Support Workshop „Projektmanagement und Fallstricke in Versorgungsforschungsstudien”
Moderation:

•Jun.-Prof’in PD Dr. Nicole Ernstmann (IMVR, Universität zu Köln und Sprecherin der DNVF-AG Nachwuchsförderung)
•Jun.-Prof’in Dr. Lena Ansmann (IMVR, Universität zu Köln)

Inhalt:
Während wissenschaftliche Fachkongresse vorwiegend Raum für die Präsentation von gereiften Forschungsprojekten und -ergebnissen bieten, können Nachwuchswissenschaftler ebenso viel vom Austausch mit anderen Nachwuchswissenschaftler/innen zu alltäglichen Herausforderungen in der Wissenschaft profitieren. Peer-to-Peer Support kann dabei helfen, in einem geschützten Rahmen methodologische und organisatorische Schwierigkeiten in der Projektarbeit zu lösen und gleichzeitig Kontakte für zukünftige Kooperationen zu knüpfen. Das Ziel des 4-stündigen Workshops ist es, eine offene und interaktive Plattform zu schaffen, über die Nachwuchswissenschaftler/innen ihre Probleme, Zweifel und Herausforderungen in Bezug auf alle Phasen des Forschungsprozesses teilen können, voneinander lernen können und ein unterstützendes Netzwerk aus Peers aufbauen können.
Die AG Nachwuchsförderung des DNVF bietet den Workshop „Projektmanagement und Fallstricke in Versorgungsforschungsstudien“ in dieser Form erstmalig als Preconference-Seminar an, nachdem ein erstes 1,5-stündiges Angebot beim letzten Versorgungsforschungskongress großes Interesse und gute Resonanz fand.
Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler/innen an Universitäten oder Fachhochschulen, die ihre ersten empirischen Versorgungsforschungsprojekte planen oder durchführen; diese können auch empirischen Abschlussarbeiten oder Promotionsvorhaben sein. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt.
Nach der Anmeldung zum Workshop werden Sie gebeten, den Moderatorinnen ein kurzes Exposee zu einem für Sie relevanten Problemfeld in der Studienplanung oder -durchführung zuzusenden (z.B. Probleme bei der Rekrutierung von Studienteilnehmern oder Outreach-Strategien für Ihre Forschungsergebnisse). Dieses werden Sie im Workshop in moderierten Kleingruppen vorstellen und Gelegenheit erhalten, Ihr Anliegen mit Ihren Peers zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Preconference-Seminar 4
Was ist und was kann Versorgungsforschung? – Eine Einführung in die Versorgungsforschung für Akteure im Bereich der Gesundheitspolitik
Referenten:

•Dr. Matthias Schrappe, Universität Köln, ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats für die Entwicklung im Gesundheitswesen, Berater Gesundheitspolitik
•Prof. Dr. Gerd Glaeske (Universität Bremen)

Inhalt:
Spätestens seit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz der GroKo beschäftigt die Frage: „Was kann die gesundheitspolitische Praxis von der Versorgungsforschung erwarten und wie kann die Kooperation erfolgreich gestaltet werden?“
In dem Preconference-Seminar, das sich speziell an Akteure im Bereich der Gesundheitspolitik (z.B. Referentinnen und Referenten der Bundestagsabgeordneten) wendet, werden zunächst grundlegende Aspekte der Versorgungsforschung thematisiert. Im Mittelpunkt stehen die Bedingungen eines erfolgreichen Transfers von Inhalten und Ergebnissen, der einerseits die Antizipation des zu erwartenden Erkenntnishorizonts, andererseits die Formulierung wissenschaftlich operationalisierbarer Fragestellungen beinhaltet. Vor diesem Hintergrund sollen die Möglichkeiten und Grenzen der Versorgungsforschung erörtert werden. Wie kann Versorgung auf der Basis von Daten der Versorgungsforschung gestaltet werden? Welche Rahmenbedingungen liegen für die Versorgungsforschung in Deutschland vor? Wo stößt die Versorgungsforschung an ihre eigenen oder an systemisch bedingten Grenzen? Abschließend wird die grundlegende Frage erläutert, wie die Interaktion zwischen Versorgungsforschung und Politik langfristig gestaltet werden kann. Das Seminar ist im Sinne einer offenen Diskussion zwischen Teilnehmenden und Referierenden angelegt.