Pre-Conference-Seminare im Rahmen des DKVF 2016

PCS-Seminar 1
Qualitative Versorgungsforschung – Grundgedanken und Potenziale
Referent/in:
  • Prof. Dr. Thorsten Meyer, Medizinische Hochschule Hannover, Professur für Rehabilitationsforschung, Sprecher der AG Qualitative Methoden im DNVF
  • Prof. Dr. Maren Stamer, Professur für Qualitative Methoden, Alice-Salomon-Hochschule Berlin, Gründungsmitglied der AG Qualitative Methoden im DNVF

Inhalt:
Mit Versorgungsforschung geht das Ziel einher, die Praxis der gesundheitsbezogenen Versorgung zu untersuchen. Diese Praxis ist gekennzeichnet durch die Begegnung von Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, Menschen in unterschiedlichen Rollen, Abhängigkeiten und Kontexten (z.B. Organisationen). Die primär aus der Sozialforschung stammenden qualitativen Forschungsmethoden sind im besonderen Maße geeignet dafür, die Sichtweisen und Haltungen der verschiedenen Akteure und Akteurinnen zu rekonstruieren, Einblicke in die Versorgungspraxis zu schaffen und der Komplexität von Versorgung und Versorgungsentscheidungen zu begegnen. Mit dieser Veranstaltung zielen wir darauf, die Grundgedanken und Potenziale von qualitativer Versorgungsforschung aufzuzeigen, die weit über die Erfassung von Sichtweisen einzelner Beteiligter hinausgehen, und die die Möglichkeit eröffnen, sich z.B. mit der Rekonstruktion von ärztlichen Entscheidungen, der Qualität von interdisziplinärer Zusammenarbeit oder auch Organisationsmerkmalen und -strukturen zu befassen. Anhand von konkreten Beispielen möchten wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einladen, sich mit den verschiedenen Ansatzpunkten und Möglichkeiten qualitativer Versorgungsforschung auseinanderzusetzen. Dazu zählt auch eine Reflexion über die Qualität qualitativer Forschung und damit die Bewertung der Qualität qualitativer Studien.

PCS-Seminar 2
Patient-Reported Outcome: Entwicklung und Anwendung von Fragebögen in der klinischen Praxis
 
Referent/in:
  • Prof. Dr. Michael Koller, Zentrum für Klinische Studien, Universitätsklinikum Regens-burg
  • Dr. Patricia Lindberg, Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg

Inhalt:

Versorgungsforschung analysiert die „letzte Meile des Versorgungsprozesses“. Es geht darum herauszufinden, welche Therapien bei Patienten „ankommen“. Letztlich sind es die Patienten, die durch Selbstberichte den entscheidenden Beitrag zur Beurteilung der Effektivität von Therapien leisten. Dieser Umstand macht den herausragenden Stellenwert von Messmethoden zu Patient-Reported Outcome (PRO) für die Versorgungsforschung deutlich.

Patient-Reported Outcome (PRO) ist ein umfassender Begriff, der vor allem durch das Positionspapier der FDA (2009) große Popularität erlangte. Man versteht unter PROs eine Viel-zahl von Konstrukten, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie durch Patientenselbst-berichte erhoben werden. Im ersten Abschnitt dieses Moduls werden einschlägige Definitionen und Konstrukte erläutert: Lebensqualität, Patientenzufriedenheit, Symptome, Präferenzen, diverse psychosoziale Aspekte. Da PROs mit Hilfe von Fragebögen gemessen werden, ist es wichtig, deren Entwicklungsprozess zu verstehen. State-of-the-art Methoden fassen die Fragebogenentwicklung als schrittweisen, systematischen Prozess auf, der durch folgende Elemente gekennzeichnet ist: konzeptuelle Überlegungen, Stoffsammlung, Formulierung von Fragen, Festlegung von Antwortskalen, Vortests, Validierungsstudien, psychometrische Testung, Übersetzung in verschiedene Sprachen. Auch die Einbindung von Patienten, An-wendern und Fokusgruppen wird thematisiert. Es wird ein Überblick über existierende Fragebögen vermittelt und anhand von Beispielen deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten erläutert.

Im zweiten Abschnitt dieses Moduls wird über Projekte berichtet, die die Verbesserung der Patientenversorgung zum Gegenstand haben. Grundvoraussetzung hierfür ist, neben einer validen Messung der Lebensqualität, die Darstellung der Messergebnisse in einer für Kliniker und Patienten verständlichen Form. Ebenso spielen Versorgungsstrukturen, Behandlungsleitlinien, Qualitätszirkel sowie das Vorhandensein von Therapieoptionen zur Verbesserung der Lebensqualität eine große Rolle. Anhand eines Forschungsprogramms, das dem für die Versorgungsforschung wichtigen Modell der komplexen Interventionen folgt, werden diese Aspekte erläutert. Die Veranstaltung wird interaktive Elemente und praktische Übungen beinhalten, insbesondere zur Entwicklung und Auswahl von Fragebögen.

PCS-Seminar 3
Evaluation und Innovationsfonds: Was können Einsatz und Verknüpfung von Routinedaten zur Verbesserung der Versorgung beitragen?
 
Referenten:
  • Prof. Dr. Gerd Glaeske Universität Bremen, SOCIUM, Abteilung: Soziale Ungleichheit und Sozialpolitik: Gesundheit, Pflege und Alter
  • Prof. Dr. Falk Hoffmann, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung

Inhalt:

Für die Versorgungsforschung spielen Routinedaten der Krankenkassen mittlerweile eine immer wichtigere Rolle. Mit dem Innovationsfonds wurden „Einsatz und Verknüpfung von Routinedaten zur Verbesserung der Versorgung“ sogar zu einem der Förderschwerpunkte. Doch was können Routinedaten tatsächlich zur Verbesserung und Evaluation der Versorgung beitragen? Welche Möglichkeiten und Grenzen sind zu beachten?

Die aktuellen politischen Entwicklungen greifen das Thema Versorgungsforschung sehr prominent auf: Mit der Einführung des Innovationsfonds werden in den Jahren 2016 bis 2019 jeweils jährlich 225 Mio. Euro für die Förderung neuer Versorgungsformen und 75 Mio. Euro für die Versorgungsforschung bereitgestellt. Das große Ziel des Innovationsfonds ist die Verbesserung und Weiterentwicklung der Versorgung innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Evaluation von Versorgungskonzepten wird dabei die zentrale Rolle einnehmen. Dabei wird es natürlich auch auf eine möglichst hochwertige und belastbare Methodik ankommen. Im Seminar wird deshalb die aktuelle Entwicklung zum Innovationsfonds thematisiert, dessen Ziele und wie diese erreicht werden können.

Weiterhin werden allgemeine und methodische Grundlagen bei der Nutzung von Routinedaten in der Versorgungsforschung diskutiert: Welche Daten existieren? Welche gesetzlichen Grundlagen sind zu beachten? Was können die Daten des Morbi-RSA (Informationssystem Versorgungsdaten beim DIMDI) leisten, die seit Anfang 2014 verfügbar sind? Zudem werden Möglichkeiten und Grenzen bei der Verwendung von Routinedaten sowie die Verknüpfung mit anderen Daten besprochen. Ganz besonders wird es dabei um Fragen der Evaluation von Versorgungskonzepten gehen, die auch im Innovationsfonds im Mittelpunkt stehen.

Das Seminar wird sehr praxisnah und unter Rückgriff auf zahlreiche aktuelle Studienbeispiele gestaltet.

PCS-Seminar 4
Peer Support Workshop „Projektmanagement und Fallstricke in Versorgungsforschungsstudien”
Referentinnen:
  • Prof. Dr. Nicole Ernstmann, Universität Bonn, Sprecherin der DNVF-AG Nachwuchsförderung
  • Jun.-Prof. Dr. Lena Ansmann, IMVR, Universität zu Köln

Inhalt:

Während wissenschaftliche Fachkongresse vorwiegend Raum für die Präsentation von gereiften Forschungsprojekten und -ergebnissen bieten, können Nachwuchswissenschaftler ebenso viel vom Austausch mit anderen Nachwuchswissenschaftler/innen zu alltäglichen Herausforderungen in der Wissenschaft profitieren. Peer-to-Peer Support kann dabei helfen, in einem geschützten Rahmen methodologische und organisatorische Schwierigkeiten in der Projektarbeit zu lösen und gleichzeitig Kontakte für zukünftige Kooperationen zu knüpfen. Das Ziel des 4-stündigen Workshops ist es, eine offene und interaktive Plattform zu schaffen, über die Nachwuchswissenschaftler/innen ihre Probleme, Zweifel und Herausforderungen in Bezug auf alle Phasen des Forschungsprozesses teilen können, voneinander lernen können und ein unterstützendes Netzwerk aus Peers aufbauen können.

Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler/innen an Universitäten oder Fachhochschulen, die ihre ersten empirischen Versorgungsforschungsprojekte planen oder durchführen; diese können auch empirischen Abschlussarbeiten oder Promotionsvorhaben sein. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt.

Nach der Anmeldung zum Workshop werden Sie gebeten, den Moderatorinnen ein kurzes Exposee zu einem für Sie relevanten Problemfeld in der Studienplanung oder -durchführung zuzusenden (z.B. Probleme bei der Rekrutierung von Studienteilnehmern oder Outreach-Strategien für Ihre Forschungsergebnisse). Dieses werden Sie im Workshop in moderierten Kleingruppen vorstellen und Gelegenheit erhalten, Ihr Anliegen mit Ihren Peers zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.